Zbyněk Tihelka, CEO

Der Schalthebel eines Lasthebemagneten ohne Sicherheitsvorrichtung, die den Magneten bei einem leichten Stoß ausschaltet. Ein unbrauchbares Magnetsystem für Hunderttausend. Im schlimmsten Fall auch ein Arbeitsunfall. All dies kann durch billige Lasthebemagnete und Magnetspannplatten verursacht werden. Walmag-Geschäftsführer Zbyněk Tihelka hat in seinen 23 Jahren in der Branche schon viel gesehen. In einem Interview beschreibt er, warum billige Magnete weniger sicher sind und sich nicht lohnen.

Gibt es so etwas wie einen verdächtig niedrigen Preis für einen Lasthebemagneten oder eine Magnetspannplatte?

Ja, den gibt es. Wie bei allem. Allgemein ist es eine gute Idee, sich auf dem Markt umzuschauen, um eine Vorstellung von den üblichen Preisen zu bekommen. Magnete mit verdächtig niedrigen Preisschildern sind in der Regel von schlechter Qualität und haben eine ziemlich begrenzte Lebensdauer. Auch die Lieferung kann problematisch sein, Garantien sind schwer in Anspruch zu nehmen, und der Kundendienst kann ganz fehlen. Ich empfehle einfach, vorsichtig zu sein, sobald der Preis eines Magneten deutlich unter dem Marktpreis liegt. Ich kenne ein tschechisches Unternehmen, das in China hergestellte Billigmagnete verkauft und behauptet, sie seien tschechisch. Es ist der verdächtig niedrige Preis, der sie verrät.   

Was ist das Teuerste an einem Magneten?

Das lässt sich nicht genau beantworten. Der Preis spiegelt die Qualität des Materials, die fachmännische und präzise Verarbeitung und das Know-how oder die verwendeten Technologien wider, die die endgültigen Eigenschaften des Magneten bestimmen. Außerdem ist zu erwähnen, dass spezielle magnetische Werkstoffe in der Regel schwieriger erhältlich sind. Zum Beispiel Neodym, ein hochwertiges magnetisches Material, wird hauptsächlich in China hergestellt. Der Preis wird also manchmal von der Politik Chinas beeinflusst. Und ich muss auch erwähnen, dass wir in Europa ziemlich strenge Vorschriften aller Art haben – sei es in Bezug auf den Umweltschutz, das Arbeitsrecht, notwendige Zertifikate und so weiter. Das wirkt sich natürlich auch auf den Preis aus.

Neodym wird in Dauermagneten verwendet. Heißt das, dass Elektromagnete billiger sind?

Das kann man so nicht sagen. Bei Elektromagneten wird der Preis durch Neodym nicht erhöht, jedoch auch hier wird Kupfer oder Aluminium benötigt, um die Magnetspulen herzustellen, und das Wickeln der Spulen ist ziemlich aufwändig.

Gibt es billige Neodym-Optionen?

Der billigste Magnet ist ein Keramikmagnet, wie Sie ihn vielleicht zu Hause am Kühlschrank oder an der Tafel in der Schule haben. Er ist für industrielle Zwecke meistens relativ schwach. Für Produktionsbetriebe ist Neodym optimal. Auch seine Qualität kann jedoch variieren. Billigeres Neodym kann, landläufig gesagt, schwächer sein; technisch gesehen absorbiert billigeres Neodym bei jeweiligem Kubikvolumen nicht so viel magnetische Energie wie Neodym in besserer Qualität. Es kann auch einen höheren Prozentsatz an Ausschuss bei einer bestimmten Anzahl von bestellten Stücken geben, den man einfach nicht erkennen kann.


Die verschraubte Konstruktion des Magneten beginnt langsam auseinanderzufallen.
Rechts ist Walmags neuester Lasthebemagnet, der Revolift, zu sehen, der nur 2 Schrauben in
der gesamten Konstruktion hat.

Wie sieht es mit der Magnetkonstruktion aus? Bedeutet auch hier teurer = besser?

Zweifelsohne. Es bedeutet mehr Aufwand und mehr anspruchsvolles Know-how. Es ist deutlich sichtbar bei Lasthebemagneten. Bei Walmag stellen wir die Lasthebemagnete so her, dass die Hauptkonstruktion geschweißt ist. Das ist ein teurerer Herstellungsprozess, als wenn wir die Teile einfach zusammenschrauben würden, der Magnet ist dann allerdings qualitativ hochwertiger, stärker und vor allem länger haltbar.

Wie genau äußert sich die höhere Qualität?

Ein geschweißter Lasthebemagnet ist robust, widerstandsfähig und zuverlässig. Nichts an der Konstruktion lockert sich oder wackelt, nichts fällt vom Magneten herunter. Das ist unter dem Gesichtspunkt der Sicherheit äußerst wichtig. Ein Magnet mit einer geschraubten Konstruktion kann auch von weniger qualifiziertem Personal zusammengebaut und verschraubt werden. Die meisten Schrauben lockern sich jedoch mit der Zeit, die beanspruchte Konstruktion löst sich und der Magnet beginnt auseinanderzufallen.

Walmag beschäftigt qualifizierte Schweißer und wir arbeiten mit großer Sorgfalt bei der Vorbereitung der Teile – Präzision ist entscheidend. Die Qualität liegt in den Details, die üblicherweise nur Menschen mit Erfahrung im Maschinenbau erkennen. Für den Laien würde ich es so beschreiben, dass alle Oberflächen eines Magneten präzise auf einer Ebene bearbeitet sein sollten. Alle Kanten sollten schön parallel und entgratet, d.h. abgerundet sein. Ein präzisionsgefertigter Magnet aus hochwertigen Materialien, auch dessen Teile, arbeitet jahrelang auch bei hoher Belastung und ohne Ausfälle.

Wie sieht es mit dem Schaltmechanismus aus? Kann man gute Qualität von schlechter unterscheiden?

Ja, der Schalthebel ist ein weiterer Indikator für Qualität. Im Idealfall sollte er präzise und robust sein und über eine Auslösesicherung verfügen. Ich habe auf meinem LinkedIn ein Video von einem Magneten gepostet, dessen Schalthebel keine Auslösesicherung hat und bei dem der Schalter am Ende des Hebels angebracht ist. Das Video zeigt sehr schön, dass es reicht, wenn der Hebel nur leicht irgendwo anstoßt und der angehobene Gegenstand fällt vom Magneten herunter. Sie können sich sicher vorstellen, welche Probleme das verursachen kann.

Was schlägt sich noch im Preis von Magneten nieder?

Ich habe bereits das Know-how erwähnt, d.h. das, was im Inneren des Magneten steckt und was von Mitarbeitern mit jahrelanger Erfahrung und nicht von billigen Arbeitskräften zusammengesetzt wird. Zur Qualitätsarbeit gehört auch das, was sich auf der Oberfläche des Magneten befindet. Ich habe auch schon Magnete mit Papierschildern gesehen. Das ist ein unglaubliches Sicherheitsrisiko bei Lasthebemagneten. Ein paar Kratzer genügen, und man weiß nicht, ob der Magnet 800 oder 300 Kilo tragen kann. Dabei ist die Tragfähigkeit ein obligatorisches Sicherheitselement der Lasthebemagneten und wenn es abgenutzt ist, sollte der Magnet gewartet oder überholt werden. Das gilt bei uns, gemäß den europäischen Vorschriften. Das ist übrigens auch so eine Sache – billige Magnete asiatischer Herkunft erfüllen nur das Nötigste oder sind am äußersten Limit und selbst bei geringem Verschleiß liegen sie unter der Norm.

Bei Walmag gilt die Regel, dass ein zertifizierter Lasthebemagnet auch bei einem Luftspalt von 0,1 mm das Dreifache der deklarierten Nenntragfähigkeit aufweisen muss (der sogenannte AIR GAP TEST). Asiatische Magnete und viele andere Magnete müssen dies nicht erfüllen. Hochwertige Magnete werden in der Regel mit Dokumentation, Zertifikaten, Prüfprotokollen und klarer Bedienungsanleitung geliefert. Außerdem sind sie sorgfältig verpackt, damit sie beim Versand nicht beschädigt werden.


Lasthebemagnet chinesischer Herkunft mit Papierschild.
Es wird in ein paar Wochen unleserlich sein.

Beeinträchtigt die mindere Qualität des Magneten auch seine Funktionalität?

Ja, wie ich bereits erwähnt habe, besteht ein Sicherheitsrisiko, wenn die Werkstücke oder Lasten, die geklemmt oder gehoben werden, am Magneten nicht richtig haften. Magnete minderer Qualität können auch einen hohen Restmagnetismus aufweisen, was bedeutet, dass sich das Werkstück auch nach dem Abschalten des Magneten nur schwer vom Magneten lösen lässt. Dies kann zu anderen potenziell gefährlichen Situationen am Arbeitsplatz führen.

Leider kommt es gelegentlich vor, dass ein schlechter Magnet dazu führt, dass sich jemand in der Produktion verletzt. Ich habe schon einige solcher Fälle gesehen und wurde sogar einmal von der Polizei um eine professionelle Beurteilung eines solchen Unfalls gebeten. Wenn man jedoch die Grundsätze der korrekten Verwendung beachtet und Magnete von guter Qualität hat, ist die Verwendung von Magneten vollkommen sicher, oft sicherer als das Einspannen in einen Schraubstock oder das Heben mit Seilen.

Sie haben Sicherheitszertifikate und -regeln erwähnt. Werden sich die Zertifizierung und Prüfung auch im Preis niederschlagen?

Ja, so ist es. Wir bei Walmag kontrollieren alles während der Produktion, sowohl am Ein- als auch am Ausgang. Wir stellen hohe Anforderungen an unsere Lieferanten und Mitarbeiter, eben weil wir hochwertige Magnete produzieren wollen. Jeden produzierten Magneten prüfen wir sorgfältig, für Lasthebemagnete stellen wir individuellen Zertifikat aus, das die angegebene Tragfähigkeit garantiert. Viele Hersteller bieten dies gar nicht an.

Welche weiteren Komplikationen können auftreten, wenn ein Unternehmen billige Magnete für die Produktion kauft?

Sie werden nicht glücklich sein, wenn die gekaufte Lösung nicht richtig funktioniert oder anfangs funktioniert, aber der schlecht verarbeitete Magnet extrem schnell verschleißt und dann nicht mehr funktioniert. Es ist schön, wenn man bei einem Magneten Zehntausende spart, aber wenn er plötzlich ausfällt, gerade wenn man einen Auftrag im Wert von Hunderttausenden abschließen sollte, ist das nicht mehr so schön. Wie viel werden Sie sparen, wenn eine Last unterhalb der Sicherheitsreserve vom Magneten fällt und teure Werkstattausrüstung oder Maschine beschädigt oder zerstört oder im schlimmsten Fall Personenschäden verursacht?

Eine weitere Unannehmlichkeit ist der schlechte oder fehlende Kundendienst. Ein minderwertiger Magnet geht kaputt und Sie bekommen keine Reparatur oder keinen Ersatz. Manchmal wenden sich Unternehmen an uns, um ihnen in solchen Situationen zu helfen.

Und helfen Sie auch?

Wir versuchen es, aber es klappt nicht immer. Wir hatten zum Beispiel einen Kunden, der eine Traverse mit 10 Lastmagneten mit einer Tragfähigkeit von 500 kg ausstattete und mit diesem selbstgebauten Magnetsystem 12 Meter lange Blechtafeln mit einem Gewicht von 4 Tonnen heben wollte. Wir würden ein solch großes Magnetsystem zu einem Preis von etwa 1,5 Millionen liefern. Der Kunde dachte, dass er es für etwa 100.000 CZK selbst schaffen könnte. Natürlich ohne fachliche Beratung und ohne die notwendige Berechnung der Magnetkraft (und anderer physikalischer Kräfte, die auf die Magnete wirken, die die Lasten heben). Es funktionierte überhaupt nicht, die Blechtafeln verbogen sich und die Magnete fielen immer wieder ab. Der Kunde wollte Geld sparen, warf aber stattdessen 100.000 CZK aus dem Fenster.

Vielen Dank für das Interview! Möchten Sie zum Schluss noch etwas über die Qualität der Magnete sagen?

Ich würde gerne Aspekte wie Umweltschutz, Mitarbeiterbetreuung, Lohnniveau, Steuern usw. erwähnen. Es gilt, dass wir für den Preis einiger Magnete aus China nicht einmal das Material hier kaufen können. Wenn also jemand über die sozialen Auswirkungen seiner Geschäftstätigkeit nachdenkt, kann dies ein weiteres Argument dafür sein, Magnetspannplatten und Lasthebemagnete von einem tschechischen Hersteller zu beziehen.